Madeira, Teil 1

Die Insel und die Markthallen

 Müsste es nicht eine wunderbare Insel sein, auf der Agapanthus am Straßenrand blüht?

Über 2000 endemische Pflanzen hat die Insel. Endemisch heißt, sie wachsen nur hier. Dann ist da auch noch der Lorbeerwald, ein Weltkulturerbe. Diese Insel machte mich neugierig, also flog ich los, um sie zu erkunden.

Madeira liegt im Atlantischen Ozean und gehört zu den Azoren und Portugal. Die Insel liegt ungefähr 200 km vom Festland entfernt, von Marokko 800 km. Sie ist mit dem Schiff oder Flugzeug zu erreichen. Eine Vulkan – Insel, die durch Eruption aus 5 km Tiefe über den Meeresspiegel gewachsen ist. Der höchste Berg, der Pico Ruivo, ist 1860 m hoch. Durch Mittel aus dem EG – Haushalt ist die Insel touristisch erschlossen worden. Um die 80 Tunnel machen es deutlich einfacher, von einem Ende der Insel zum anderen Ende zu gelangen. Der fruchtbare Boden lässt mehrere Ernten zu. Obst, Gemüse, Wein, Bananen und Zuckerrohr wird angebaut. Die berühmte Madeira-Stickerei ist sicher vielen ein Begriff. Die jetzt dominierende Einnahmequelle dürfte der Tourismus sein. Die Hotels, Pensionen, die Shuttelbusse, die die Touristen zu allen Sehenswürdigkeiten oder zu den geführten Levadawanderungen bringen. Zuletzt auch noch die  Restaurants, in denen man das Traditionsgericht Degenfisch oder Rindfleisch am Lorbeerspieß probieren kann.

Der Degenfisch ist ein Tiefseefisch. Nachts fahren die Fischerboote auf das Meer heraus. Ihre Leinen reichen bis in eine Tiefe von 3 km und sind mit blinkenden, silbrigen Haken besetzt. Wenn der Fisch aus der großen Tiefe heraufgezogen wird, der Umgebungsdruck sich verändert, dann nimmt er eine schwarze Farbe an. Ein unheimlicher Fisch, mit langen sehr spitzen Zähnen.

 Schon die Anreise ist ein Abendheuer. Es gibt keine längere ebenerdige Strecke auf der Insel, alles geht bergauf und bergab. Daher auch kein Platz für eine längere Landebahn für Flugzeuge.

Die Landebahn ist sehr kurz.
Wie bei einer Brücke, ist die Landebahn auf Säulen gebaut. Eine Reihe der Säulen steht an Land, die andere Reihe gründet auf Felsen im Meer. Am Ende der Landebahn ist Wasser.

Ein Bus bringt mich vom Flughafen, an der Hotel – Route entlang, zu meinem Hotel. Direkt an der Küste, mit unverbauten Blick auf das Meer, kleinem Garten und einer Hotelkatze. Seitlich vom Garten oder vom Frühstücksraum aus, hat man einen Blick auf die Bucht von Funchal. Die Hauptstadt Madeiras ist Funchal. Die Stadt zieht sich von einem kurzen Altstadt- und Hafenbereich aus, die Hügel hinauf. Abends ein besonders schöner Anblick, wenn die Konturen der Berge von den Lichtpunkten nachgezeichnet werden.

Um vom Hotel zur Hauptstraße und dann rechts, nach Funchal zu gelangen, muss ich eine langgezogene Steigung gehen. Auf beiden Seiten der Straße stehen hohe Jacaranda Bäume. Das türkise Blau der Blütenwolken leuchten vor dem Sonnenhimmel. So einen Baum hatte ich

vorher nicht gesehen und jetzt gleich eine ganze Allee. Schon für diesen Anblick hat sich die Reise gelohnt. Aber es kommt noch besser. Oben auf der Straße stehen Tulpenbäume, die ganze Straße entlang. Große Blüten, trichterförmig und in Büscheln, leuchten in einem Orange. Jetzt ein blühender Strauch in Gelb. In einem Vorgarten eine Hecke aus Bougainvillea, in unterschiedlichen Farben.
Eine Hecke!


Ich bin überwältigt. Die Häuser werden größer, die Vorgärten weichen Geschäften. Ich komme an einem Brunnen vorbei. Er ist mit bemalten blau-weißen Kacheln gefliest. Eine typische, alte

Kunst Portugals, die Azulejos. Weiter in Funchal erscheint rechts die Spielbank. Ein modernes Gebäude, die Auffahrt ist mit Spielkartenmotiven gepflastert. Hier steht auch die lebensgroße

Figur der Kaiserin Sissi. Jemand hat ihr Hibiskus-Blüten in die Hand gesteckt. Auf ihrer Flucht in Reisen und vor dem höfischen Protokoll, war sie auch auf Madeira. In Funchal treffe ich, auch später immer wieder, auf schöne Pflasterungen der Fußwege. Immer in schwarz – weiß, wirken sie wie Teppiche.

Ich komme zu einem kleinen Park in Funchal, den Jardim Municipal. Im Eingangsbereich ein Baum mit riesigen Stacheln und einem Taubenpärchen. Eine üppige Pflanzenfülle umgibt einen. Es scheint so zu sein, als ließe sich die Natur nur mühsam in Beete fassen. Grünlilien, bei uns nur einzeln in Töpfen, sind hier Beet – Einfassung. Auch andere „Topfpflanzen“ füllen hier ganze Beete, z.B. die Clivien und Asperagus.

Für heute habe ich mir die Markthallen vorgenommen. Mein Weg führt mich durch eine schmale Gasse. Rechts wie links reiht sich Gastronomie an Gastronomie, vereinzelt eine Galerie.

Die Tische, auch in die Gasse gestellt, laden zum Verweilen ein. Eine Besonderheit dieser Gasse sind die Türen. Jede anders bemalt und gestaltet, jede ein kleines Kunstwerk, eine Open-Air-Gallery. Noch oft zieht es mich hier hin, auf ein Glas Rotwein und einen Rosmarinfladen, frisch gebacken und noch warm.

Die Markthallen heißen Mercado dos Lavradores.
Vor der Markthalle sitzen beidseits Frauen, in farbenfroher Tracht. Vor ihnen Eimer mit Blumen. Alles, was man bei uns nur in Blumengeschäften bekommt. Die Touristen sind von diesem farbenfrohen Bild sehr angetan und fotografieren. Einheimische kaufen bei ihnen bunte Sträuße. Auch im Eingangsbereich des Hauses, stehen in Eimern, große Protea-Sträuße.

 Das Marktgebäude hat einen dachlosen Innenhof. Gegen die Sonne stehen Schirme an den Verkaufsständen. Auch im 1. Stock gibt es einen Umlauf mit Marktständen. Von hier hat man einen tollen Ausblick auf das Geschehen und den Trubel unten. Das sonnengereifte Obst lockt

zum Kauf und schmeckt herrlich. Diese vielen Farben, an Obst, Gemüse und Blumen. Alles in großen Mengen gestapelt. Peperoni, in großen Bündeln, baumeln von den Dächern der Marktstände. Im Keller die Fischabteilung. Ich bin spät dran, man hat bereits mit dem Aufräumen

begonnen. Auf einem Tisch kann ich noch einige Degenfische sehen, dann werden auch sie abgeräumt. Es werden täglich auch Tunfisch, Doraden, Sardinen, Makrelen, Moränen oder Stockfisch verkauft. Im Umlauf des Erdgeschosses stehen Stände mit Samentüten, Blumen aus Madeira für die Heimfahrt und dem heimischen Garten. In Kartons liegen Strelitzien und Protea für den Rückflug bereit. Ich kann mich nicht satt sehen, wieder und wieder drehe ich meine Runden. So viele Farben, die Gerüche, das Stimmengewirr, die Sonne.

Jetzt noch eine Nascherei aus sonnengereiftem Obst, bei einer Pause auf einer niedrigen Mauer.

Angekommen und neugierig auf noch mehr, von der Blumeninsel Madeira.

A. MO