Der Arzt und Botaniker Engelbert Kämpfer, der viele Jahre in Ostasien lebte, entdeckte viele Gehölze für Europa. So entdeckte er den Ginko in Japan, in Tempelanlagen. Als Tempelbaum ist er in ganz Ostasien zu finden, ebenso auch auf alten Friedhöfen. Hier stehen auch die ältesten Exemplare. Ihnen wird ein Alter von über 1000-2000 Jahren zugestanden. Seine ursprünglichen Abstammungsgebiete sind bestimmte Regionen in China. Die Japaner sehen in der Zweihäusigkeit, dem geteilten Blatt, eine enge Verbindung zu Ying-Yang. Zur modernen Mythenbildung hat die Geschichte des Tempelbaums in Hiroschima beigetragen. Der Ginko ist bei der Atombombenexplosion 1945 in Flammen aufgegangen. Im Frühjahr 1956 trieb er wieder aus und lebt weiter.
Von Japan kam der Ginko biloba 1730 nach Europa und wurde im botanischen Garten der Universität Utrecht, in den Niederlanden, aufgezogen.
Erste Anpflanzungen lassen sich in Deutschland auf 1750-80 datieren. Hier sei nur der Bergpark – Wilhelmshöhe, in Kassel, genannt. Hier stehen mehrere alte Ginko-Bäume, die angeblich um das Jahr 1780 gepflanzt wurden.
In der Systematik ist der Ginko eine Klasse für sich, er gehört zu den Ginkophyta.
Als einziger dieser Klasse ist er ein lebendes Fossil. Er steht als Brückenpflanze zwischen Nadel- und Laubbaum, die Nacktsamer sind. Noch im Erdmittelalter waren seine Vorfahren weltweit, auch in Europa und Nord-Amerika, verbreitet.
Fossilienfunde beweisen das, zeigen aber häufig stärker geschlitzte Blätter. Der Ginko ist die vermutlich älteste noch lebende Pflanzenart der Erde.
Das >Kuratorium Baum des Jahres< hat den Ginko biloba zum Mahnmal für
Umweltschutz und Frieden, als lebendes Fossil, als Baum des Jahrtausends gewählt.
Der Ginko ist ein sommergrüner Baum. Sein Wuchs eher schlank und gerade, nach ober verjüngend. Ältere Bäume gehen mehr in die Breite und erreichen eine Höhe von 14-30 Meter (sind dann mehr als 100 Jahre alt). Er verträgt Minustemperaturen bis ca. -30 Grad. Er bildet Kurz- und Langtriebe aus, die Langtriebe können bis zu 30-50 cm im Jahr wachsen.
Der Ginko gilt als Widerstandsfähig gegen Pilze und Erkrankungen. Er ist unempfindlich gegen Schädlinge und Autoabgase. Diese Anspruchslosigkeit sorgt dafür, dass er immer häufiger im öffentlichen Raum angepflanzt wird. Er bevorzugt einen nährstoffreichen, tiefgründigen Boden.
An den Kurztrieben bildet der Ginko unscheinbare Blüten in den Blattachseln, die weiblich sind. Die männlichen Blüten sind hängende Kätzchen. Die Blütezeit liegt im März-April. Die Befruchtung der gr. Eizellen in der Blüte findet jedoch erst im September statt. Eigenartigerweise entwickelt sich der Embryo erst nach dem Abfallen der ummantelten Samen. Der Samen besteht aus einem inneren Embryo, eingebettet in das Nährgewebe. Der Samen steinfruchtähnlich (innen verholzt, außen fleischig) ist zur Reife goldgelb. Wird der Samenmantel zerquetscht, dann entsteht ein unangenehmer Geruch nach Buttersäure. Männliche und weibliche Bäume können bestimmt werden, indem man die Chromosomen zuordnet, oder Stecklinge nimmt. Die Blätter sind lang gestielt, flach und fächerförmig. Das einzelne Blatt ist 2-lappig oder eingekerbt. Das sommerliche Grün der Blätter wechselt im Herbst, vor dem Laubfall, zu Goldgelb. Es gibt männliche wie weibliche Baumexemplare. Die Geschlechtsreife, die im Alter von 20-35 Jahren erfolgt, lässt sich nicht am äußeren Erscheinungsbild erkennen.
Wird bei uns vornehmlich der männliche Ginko angebaut, bevorzugen China und Japan den weiblichen Baum. Sie verwenden den Kern des Samens als Nahrungsmittel. In der Chinesischen-Medizin hat der Ginko seinen Platz gefunden.
Auch die westliche Forschung hat herausgefunden, dass die Blätter der Ginko förderliche Inhaltstoffe enthalten. Auf Plantagen kultiviert bilden die Blätter nach der Verarbeitung ein Extrakt, das besonders die Hirnfunktion verbessert. Die Extrakte sollen besonders im Hinblick auf die Durchblutung wirken, die Konzentrationsfähigkeit steigern und bei Alzheimer und bei Demenz Verbesserungen bringen.
Nicht zuletzt wurde der Ginko durch Johann Wolfgang Goethe berühmt. Sein Gedicht, das er 1815 schrieb und das im Gedichtband <West-östlicher Diwan< veröffentlicht wurde, machte den Baum bekannt. Er beschreibt die Zweiteilung des Blattes, als Sinnbild der Freundschaft. In Weimar ließ Goethe den >Goethe-Ginko< um das Jahr 1815 pflanzen.
A. MO
Johann Wolfgang Goethe (Niederschrift Goethes vom 15. September 1815)
Ginko biloba
Dieses Baumes Blatt, der von Osten
Meinem Garten anvertraut,
Giebt geheimen Sinn zu kosten,
Wie ’s den Wissenden erbaut.
Ist es Ein lebendig Wesen
Das sich in sich selbst getrennt,
Sind es zwey die sich erlesen,
Dass man sie als eines kennt.
Solche Frage zu erwiedern
Fand ich wohl den rechten Sinn;
Fühlst du nicht an meinen Liedern
Dass ich Eins und doppelt bin?