Die Rieselfelder, am Stadtrand von Münster, sind nördlich des Stadtteils Coerde gelegen. Ein geschütztes Gebiet von ca. 4,3 km² .
Das Gebiet der Rieselfelder hatte in seinem Verlauf eine wechselvolle Geschichte. Ursprünglich ein Eichen- Hainbuchenwald, der stark durch Holzeinschlag und Viehhaltung genutzt wurde. Durch Übernutzung entwickelte sich ein Heidegebiet. Im Bereich Gelmerheide, zwischen den Stadtteilen Gelmer, Coerde und Kinderhaus wurden ab 1899 auf diesem Gebiet die Rieselfelder angelegt. Ab 1901 übernahmen sie dort die Klärung der Abwässer für die Innenstadt von Münster.
In Parzellen aufgeteilt, auf einem Gebiet von ca. 200 ha Fläche, begann die Verrieselung der Abwässer. Von hochgelegenen Absetz- und Verteilerbecken wurde es auf 130 Flächen verteilt. Die verrieselten Abwässer waren ein guter Dünger, für die ehemaligen nährstoffarmen Heideböden. Das Abwasser stand einige Zeit auf den Klärflächen und versickerte durch den Sandboden. Durch die in 1,2m Tiefe gelegenen Drainagen wurde das Sickerwasser in tiefer gelegene Ableiter abgeführt. Ein Ableiter führte zur Aa und ein anderer Ableiter zur Ems. Die Böden wurden landwirtschaftlich genutzt.
Im Verlauf der Jahre wuchsen die Abwassermengen mit dem Anstieg der Bevölkerungszahlen in Münster. Die Fläche der Rieselfelder wurde angepasst und wuchs bis 1960 auf ca. 640 ha. Die Flächen ließen sich nicht weiter ausbauen. Die berieselten Flächen wurden nicht mehr landwirtschaftlich genutzt und standen zunehmend ganz unter Wasser oder wurden ganzjährig berieselt. Der Anteil offener Wasserflächen stieg auf 240 ha.
Die offenen Flachwasser- und Schlammflächen boten vielen seltenen und gefährdeten Vogelarten einen Ersatzlebensraum. Denn gleichzeitig verschwanden in ganz Mitteleuropa immer mehr natürliche Feuchtgebiete und Feuchtlebensräume.
Der nicht sehr hohe Wasserstand bot, neben der Fläche, eine gute Erreichbarkeit der Nahrung. Durch den hohen Nährstoffgehalt entwickelte sich eine Kleintierfauna. Schlammwürmer, Fliegen- und Mückenlarven, Wasserflöhe und andere Arten boten Watvögeln und Wasservögeln ein reiches Buffet.
Die Verlandungsgebiete, an den Rändern der Klärteiche, boten sich als Nistplätze an.
Zugvögel fanden hier, vor dem Weiterflug ,ein wahres Paradies. Die Fettreserven konnten noch einmal aufgeladen werden.
Da die Rieselfelder die täglichen Abwassermengen nicht mehr bewältigen konnten, begann 1967 die Planung einer Großkläranlage. 1975 nahm die Kläranlage ihren Betrieb auf.
Die Rieselfelder fielen trocken und sollten nach den Plänen der Stadt Münster zum Teil in ein Industriegebiet mit Stichkanal und Eisenbahnanschluss verwandelt werden. Es wurde sogar über den Bau eines Kernkraftwerks an der Ems nachgedacht. Nach langem politischen Ringen und Dank des großen Engagements von Naturschützern und einer Bürgeriniative gelang es 1976 zunächst 230 ha Rieselfeldfläche als Vorrangfläche für den Vogelschutz zu erhalten. 1977 pachtete das Land NRW für 20 Jahre den 233 ha großen Nordteil der Rieselfelder und stellte ihn dem Naturschutz zur Verfügung.
1978 erfolgte die Auszeichnung als Europareservat, 1983 die Anerkennung als Feuchtgebiet internationaler Bedeutung.
In der Zeit von 1998 bis 2000 wurden weitere, bereits trockengelegte Flächen, wieder in Feuchtgebiete verwandelt. 1998 wurde der nördliche Teil der Rieselfelder – das Reservat – auf nationaler Ebene als Naturschutzgebiet (NSG) festgesetzt. Seit 1992 gibt es zur Finanzierung von Naturschutzaufgaben das EU-Förderprogramm. EU-Regionalfördermittel flossen in den barrierefreien Um- bzw. Neubau von Beobachtungseinrichtungen.
Größere Stauteiche, Feuchtwiesen, Streuobstwiesen, Feuchtbrachen und Gehölze machen einen Reservatsteil aus. Ein Netz von mehreren Rundwanderwegen und Beobachtungsmöglichkeiten machen Bereiche zugänglicher.
Wasser der Kläranlage Münster bewässert die Rieselfelder. Das Wasser enthält aber relativ viel Mikroplastik. Derzeit wird untersucht, welche Auswirkungen dies auf Tiere wie Schnecken und Krebse hat, wenn sie diese Plastikteilchen fressen.
Tiere und Pflanzen haben in den Rieselfeldern wieder eine Fläche von fast 450 ha zu Verfügung.
Die Rieselfelder Münster haben sich zu einem Naherholungsgebiet entwickelt. Im Jahr finden ca. 60 000 Besucher den Weg dorthin.
Die Biologische Station wurde bereits 1968 gegründet. Hier haben vor Ort arbeitende Ornithologen und Naturschützer ihren Platz. Dort bieten sie ein reiches Programm und Informationen an.
Quellen: Natur-2000-Gebiet:VSG Rieselfelder Münster, Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz NRW, WWU-Forscher untersuchen Mikroplastik in den Rieselfeldern In: uni-muenster.de, 4. Mai 2018, Biologische Station Münster, Rieselfelder,
A.MO